Da ich begeisterter Radfahrer bin (sowohl für Wegstrecken im Alltag, als auch in der Natur), hat mich das Thema E-Bike viele Jahre beschäftigt. Fragestellungen, wie lohnt sich das überhaupt für mich und werde ich das E-Bike überhaupt häufig nutzen, stellten sich mir. Dazu noch das Thema Haltbarkeit. Elektronik und Akkus unterliegen einem so schnellen Wandel, dass Ersatzteile für ein paar Jahre alte Modelle womöglich gar nicht mehr zu erhalten sind. Somit hatte ich mich auch mit Alternativen zu einem E-Bike von der Stange umgesehen und bin bei dem Thema E-Bike Nachrüstbausatz hängengeblieben. Der Preis von knapp 700 € für Motor und Akkus zusammen war einfach zu verlockend. Ein altes Mountainbike, welches sich perfekt für den Umbau eigenen würde, hatte ich ohnehin noch in der Garage.
Somit war klar, dass ich mir selbst ein E-Bike bauen wollte. Die Frage war nur, welches System. Nach langer Recherche sollte es ein Bafang BBS01B Mittelmotor mit 250W (Amazon Affiliate Link) sein. Das System kann legal in Deutschland im öffentlichen Verkehr genutzt werden, sofern die Geschwindigkeit auf 25 Km/h begrenzt ist. Dies kann im Display entsprechend eingestellt werden. Den Bafang BBS01B hatte ich zusammen mit einem 13Ah Akku, das sind ca. 470 Wh, bestellt. Der Akku wird hierbei einfach an die Getränkehalterung im Rahmen geschraubt und mit Plus- und Minus Steckerkabel mit dem Motor verbunden. Klingt einfach, ist es auch. Als Alternative gibt es noch Hinterradmotoren, die vermutlich ok sind. Jedoch haben sich nicht ohne Grund die Mittelmotoren bei den E-Bikes durchgesetzt. Insbesondere stört mich, dass Hinterradmotoren bremsen wenn keine Leistung auf den Motor gegeben wird. Allein dadurch würde ich davon abraten. Andere Gründe für Mittelmotoren sind eine bessere Gewichtsverteilung etc.
Um den Aufbau durchzuführen hatte ich mir ein YouTube Video angeschaut bzw. einige Anleitungen im Internet gelesen. Es sah alles machbar aus und damit habe ich mich gleich ans Werk gemacht. Als erstes das Tretlager entfernt und den Motor befestigt. Das war ein unter 10 Minuten erledigt. Danach als erstes den Geschwindigkeitsensor an der Hinterachse montiert und den Magneten an einer Speiche befestigt. War auch schnell getan. Danach hatte ich mich an den Einbau des Schaltsensors (Amazon Affiliate Link) gemacht, der in den Kits nicht enthalten ist und separat bestellt werden muss. Hierzu muss das Zugseil vom hinteren Schaltwerk gelöst werden und durch den Schaltsensor gezogen werden. Die Schaltzughülse musste um die Länge des Sensors gekürzt werden. Der Schaltzugsensor muss nicht unbedingt sein, jedoch würde ich das schon empfehlen, da sonst der Motor beim Schalten weiter Spannung auf die Kette gibt und somit der Gangwechsel ggf. nicht sauber läuft. Dies hat auch mehr Verschleiß bei der Kette und Ritzeln zur Folge. Letztlich wird noch der Akku an den Flaschenhalterbohrungen im Rahmen befestigt und mit dem Kabel an den Motor angeschlossen. Das ist eine Steckverbindung – es muss nichts gelötet werden. Das Display am Lenker wird noch angeschraubt und mit den Steckkabeln ebenfalls mit dem Motor verbunden. An meinem Rad sind Felgenbremsen vorhanden, so dass ich die Bremshebel gegen die mitgelieferten Bremshebel getauscht habe. Die beinhalten einen Sensor, der den Motor sofort abschaltet wenn die Bremse gezogen wird. Dies erhöht die Sicherheit. Falls man ein Rad mit hydraulischen Scheibenbremsen hat, muss man bei der Bestellung die Sensoren zum ankleben statt der Bremshebel auswählen. Beide Varianten lassen sich sehr einfach installieren. Das wars auch schon. Ein paar Feinheiten noch mit dem Kabelmanagement und dann sieht es gar nicht mal so schlecht aus. Auf den Bildern unten seht Ihr mein fertiges Bike mit dem ich bereits über 3.000 KM gefahren bin (Updates siehe unten). Das völlig ohne Probleme. Der Akku hat keine merkbaren Leistungseinbußen bekommen. Ich nutze es für den Weg in die Arbeit (18 KM einfach) und zum Ziehen eines Kinderanhängers. Funktioniert einfach prima und das für im Vergleich zu einem E-Bike von der Stange für so wenig Geld. In diesem Post zeige ich Euch noch, wie Ihr den Motor mit einem Programmierkabel nach Euren Bedürfnissen einstellen könnt. Die Unterstützung kann damit noch kraftvoller eingestellt werden. Radfahren kann damit äußerst bequem werden. Meiner Konfiguration kann ich locker jeden Tag in die Arbeit fahren ohne erschöpft zu sein, selbst bei viel Gegenwind. Den Bafang E-Bike Motor mit 250W inkl. Akku bestellt Ihr am besten über Amazon (Amazon Affiliate Link). Tipps zur Montage beantworte ich gerne über die Kommentarfunktion hier im Post.
Update vom 09.03.2023: Mittlerweile sind 3.600 KM auf dem Tacho. Wenn ich von einem Benzinverbrauch bei meinem Auto von 6,7 Liter / 100 KM und einem Literpreis von 1,70 € E10 Benzin ausgehe, habe ich mir bereits knapp 410 € reine Benzinkosten gespart. Rechnet man Verschleiß und Unterhaltskosten für das Auto dazu, hat sich der Motor bereits amortisiert. An einigen Staus auf dem Weg zur Arbeit konnte ich mich auch elegant vorbei mogeln. Für mich die perfekte Lösung zum pendeln. Günstiger als das 49 € Ticket ist E-Bike fahren auch noch, zumindest wenn man das Ticket nur zum Pendeln in die Arbeit nutzt.
Update vom 09.02.2024: Die 5.000 KM Grenze ist gerissen. Noch immer läuft der Motor ohne Probleme. Denk nur daran, die Fahrradkette rechtzeitig zu tauschen. Die Kraft durch den Motor führt zu früheren Verschleis. Ich musste mit der neuen Kette auch die Kassette wechseln, da die Kette gesprungen ist. Das passiert, wenn die Fahrradkette bereits zu weit gelengt ist – also immer mit einer Kettenlehre (Amazon Affiliate Link) nachmessen und rechtzeitig die Kette tauschen.
Sehr interessant! An die Option selbst ein gebrauchtes Rad mit Motor aufzurüsten hatte ich gar nicht gedacht.